Szene eines Dramas


Herr Eins und Herr Zwei treffen sich zufällig in einem Lokal
Herr Eins: Na sowas, Sie hier, das nenne ich aber eine Überraschung!
Herr Zwei: Tja, was soll ich sagen, Sie hier, das wundert mich ganz und gar nicht, Sie Lokalgröße, Sie!
Herr Eins: Jetzt übertreiben Sie aber schamlos, ich muß Ihnen sagen, dass ich nicht nur im Lokal Größe zeige!
Herr Zwei: Jaja, ich weiss, Sie stehen auf dem Sprungbrett in die hohe Politik.
Herr Eins: Sie neigen heute ja wirklich zu Übertreibungen, das bin ich von Ihnen gar nicht gewöhnt. Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen?
Herr Zwei: Nein.
Herr Eins: Dann ist es ja gut. Wissen Sie, als angehender Politiker - Herr Ober, zwei halbe Bier bitte! - also als angehender Politiker lege ich gerne mein Ohr an die Seele des Volkes, ich nehme meinen angehenden Beruf sehr ernst und versteige mich sogar zu der Behauptung, dass das eine Berufung ist. Was meinen Sie?
Herr Zwei: Ach, hören Sie doch auf, eine Berufung! Wenn ich das schon höre! Es ist eine lukrative Karriere, weiter nichts.
Herr Eins: Köstlich, köstlich, Sie machen mir Spaß, das muss ich schon sagen. Aber sagen Sie, was halten Sie von der Musikindustrie? Muss die Politik da etwas unternehmen?
Herr Zwei: Ich halte nicht viel von der Musikindustrie, ein faschistischer Club ist es und die Politik sollte bei ihrem erklärten Ziel bleiben und die Netzneutralität wahren.
Herr Eins: Oha, ein faschistischer Club! Haben Sie für diese Behauptung auch Belege?
Herr Zwei: Aber klar doch. Die Musikindustrie vesündigt sich zum Einen an der faschistischen Technik des Rufmordes.....
Herr Eins: Ach, Sie spielen auf den Google-Brief an, wo Filesharer und Kinderschänder in einen Topf geworfen werden?
Herr Zwei: Genau, so ist es.
Herr Eins: Ich gebe ja zu, das war eine unglückliche Formulierung, ein versehentlicher Fauxpas sozusagen.
Herr Zwei: Versehentlich? Das ist beabsichtigt und hat Methode. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas von Seiten der Musikindustrie behauptet wird. Das Internet wird der Musikindustrie zunehmend unheimlich, weil sie versäumt hat, diesen neuen Markt zu sehen und für sich zu beanspruchen. Deshalb hantiert sie faschistische Methoden, um das Internet so weit zu regulieren, dass von ihm nichts mehr übrig bleibt. Die Perfidie ist nicht zu überbieten.
Herr Eins: Wenn Sie keine weiteren Argumente haben, übertreiben Sie schamlos!
Herr Zwei: Wenn Ihnen dieses Argument nicht reicht.....
Herr Eins: Ah, unser Bier, prost!
Herr Zwei: Prost! Also wenn Ihnen dieses Argument nicht reicht, ich habe noch ein anderes Argument. Die Provider sollen als Privatpolizei und Privatgerichtsbarkeit fungieren, Rechtsweg natürlich ausgeschlossen.
Herr Eins: Das ist selbstverständlich eine überspitzte Forderung, das geht so nicht. Schließlich leben wir in einem Rechtsstaat. Es ist Sache der staatlichen Organe, um das Recht zu handhaben.
Herr Zwei: Ach ja? Und warum stellt der Staat nicht genügend Fachleute ein, um beispielsweise Ermittlungen im Internet voranzutreiben? Der Staat versagt hier kläglich, das sage ich Ihnen.
Herr Eins: Oh nein, der Staat wird seinen Verpflichtungen nachkommen, das sage ich Ihnen. Was ist denn mit Ihnen los? So radikal kenne ich Sie gar nicht!
Herr Zwei: Ach, wissen Sie vielleicht ist mir doch eine Laus über die Leber gelaufen. Trinken wir noch einen und reden wir von etwas anderem. Was macht die Familie?
Herr Eins: Es ist zum Haare ausraufen, die vertritt dieselben radikalen Standpunkte wie Sie!
Herr Zwei: Ihre Familie wird mir sympathisch, prost!
Herr Eins: Unsympathisch ist sie ja nun wirklich nicht, sonst wäre es nicht meine Familie. Prost!

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